Film und Medienverband NRW fordert WDR-Entflechtung

Köln, den 10. Juni 2015

Medienforum NRW

Auf einer heutigen Sonderveranstaltung nahm Gerhardt Schmidt, Produzent und Vorstandsmitglied im Film und Medienverband NRW, zum aktuellen WDR/Gottschalk-Honorarskandal Stellung

Film und Medienverband NRW fordert WDR-Entflechtung

Der Skandal um die Zahlung von Millionen Euro an Gebührengeldern durch die WDR-Tochter WDR-Mediagroup für nicht erbrachte Leistungen im Fall der ARD-Vorabendshow mit Thomas Gottschalk ist nur die Spitze des Eisbergs von intransparenten Geschäften, die ARD- und ZDF-Tochterfirmen seit Jahrzehnten an ihren Aufsichtsgremien vorbei zu Lasten der Rundfunkabgabenzahler tätigen. Deshalb fordert der Film und Medienverband NRW e.V. einen schnellstmöglichen Ausstieg der öffentlich-rechtlichen Sender, insbesondere des WDR, aus allen Produktions-, Produktionsservice- und Programmvertriebs-Beteiligungen.

Machte in den 1960er Jahren, als eine sich erst im Aufbau befindliche private Programmproduktions- und Vertriebswirtschaft noch nicht den gesamten Bedarf der Sender decken konnte, die Gründung solcher Tochterfirmen auch objektiv durchaus Sinn, ist die Entwicklung bis heute völlig außer Kontrolle geraten. Laut jüngstem KEF-Bericht sind ARD und/oder ZDF inzwischen an 151 Firmen beteiligt, mit insgesamt rund 5.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von über 1,6 Milliarden Euro. Der überwiegende Teil dieser Firmen entfällt dabei auf die Produktions-, Produktionsservice- und Vertriebstöchter, die nachweisbar weder besser noch effizienter als ihre privaten Konkurrenten agieren, sondern vielmehr durch erhebliche Wettbewerbsverzerrung den Markt negativ beeinflussen.

Hinzu kommt, dass an nahezu allen der zahlreichen Misswirtschafts- und Korruptionsskandale der letzten Jahre (u.a. bei WDR, MDR, KIKA, HR, BR, NDR, SR) mit erschreckender Regelmäßigkeit von den Aufsichtsgremien nur unzureichend kontrollierte Tochtergesellschaften beteiligt waren. Bisherige Reformbemühungen blieben oft nur Stückwerk. Daher wäre eine Auflösung oder Privatisierung aller Sendertöchter die einzig sinnvolle Konsequenz, nicht zuletzt auch um durch fairen Wettbewerb die Vielfalt und Qualität der Programmangebote zu sichern bzw. zu steigern.

Aus diesen Gründen hat der Film und Medienverband NRW e.V. die NRW-Landesregierung aufgefordert, bei der anstehenden Novellierung des WDR-Gesetzes eine schrittweise Entflechtung des WDR von seinen Produktions-, Produktionsdienstleistungs- und Vertriebstochtergesellschaften anzugehen.